[Comic] Sarah Barczyk - Nenn mich Kai

Rückentext:
Andrea ist transsexuell - so ein Satz ist leicht gesagt. Aber was bedeutet das eigentlich? In "Nenn mich Kai" geht es um innere Grenzen, um die Frage nach der eigenen, nach individueller Geschlechtsidentität. Da wird ein weites Feld aufgespannt, wenn es nicht mehr heisst: Ich bin ein Mann. Oder: Ich bin eine Frau. Wenn die Dinge komplizierter werden. Sarah Barczyk lotet aus, wie es ist, als Mann in einem Frauenkörper zu stecken. Lebendige Dialoge ziehen durch die Handlung und lassen den Leser nahe dran sein, wenn Andrea ihre Angst überwindet und sich outet.

Meine Meinung:
Diese Graphic Novel nimmt sich eines Themas an, das in letzter Zeit immer öfter diskutiert wird, oftmals auch sehr polemisch. Für einen Aussenstehenden mag das Thema der Transsexualität schwer nachvollziehbar sein, oft werden Betroffene nicht ernst genommen und werden verspottet.

Illustratorin Sarah Barczyk liefert mit „Nenn mich Kai“ einen Comic, der ohne grosses Drama erzählt, wie es Andrea geht, die sich nicht wie Andrea fühlt, sondern eher wie Kai. Dabei erhält man Leser einen direkten Einblick in ihren Alltag, ihre Gedanken und Gefühle. Zum Glück hat Andrea gute Freunde, die ihr auch als Kai treu zur Seite stehen und dabei helfen, Probleme mit der Familie und Bekannten zu lösen.

Barczyk erzählt gefühlvoll, ohne Vorurteile und eindringlich. Ihre Bilder sind dabei klar und sehr simpel. Doch gerade dadurch werden uns die Charaktere sympathisch. Mehr und mehr verändert sich auch Andreas Äusseres, sodass sie am Schluss tatsächlich Kai ist und auch so auftreten kann.

An einigen Stellen hätte die Graphic Novel jedoch gerne etwas mehr in die Tiefe gehen können. So zum Beispiel hätte ich gerne genauer erfahren, wie sich die Situation in der Familie bis zum Ende hin so entspannt. Nicht jeder transsexuelle Mensch hat Eltern, die sich von einem Panel zum nächsten umentscheiden.

Dennoch bietet der Comic einen klaren Einblick vor allem für Leser, die sich noch nicht sonderlich mit dem Thema der Transsexualität auskennen und sich mal einen ersten Eindruck holen möchten. "Nenn mich Kai" bereitet ein heikles Thema für eine breite Masse auf und ist somit ein wichtiges Werk im aktuellen Gespräch um Gleichberechtigung und Akzeptanz in unserer Gesellschaft.


Sarah Barczyk
Nenn mich Kai
Broschiert, 1. Auflage 2016
Egmont

978-3-7704-5529-4

Kommentare

  1. Klingt interessant. Was meinst du, für welchen Alter könnte man es für Kinder nutzen? Für mich ist nämlich altersgerechte Aufklärung bei meinen Kindern wichtig & grade jetzt wo meine Älteste in die Pubertät kommt soll sie alle Aspekte langsam kennen lernen.

    Lg Nicky

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    1. Hallo Nicky :)

      Wenn die Kinder langsam in die Pubertät kommen, kann man den Comic sicher mit ihnen anschauen. Am Anfang sieht man, wie Andrea sich die Brust abbindet, aber ohne Nacktheit. Die Sprache ist einfach gehalten und wenig kompliziert. Bei jüngeren Kindern kann ich es (aufgrund mangelnder Erfahrung) nicht abschätzen, wie weit sie das Thema überhaupt greifen können.

      LG Jari

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