[Rezension] Richard Adams - Unten am Fluss

Rückentext:
Die weltbekannte Saga vom Exodus der Kaninchen: Der junge Fiver spürt, dass seinem Volk das Verderben droht. Nur seine engsten Freunde kann er überreden, mit ihm das Kaninchengehege zu verlassen und sich auf die Suche nach einer neuen Heimat zu machen. Was sie unterwegs durchleben, ist so beispielhaft wie fesselnd: zahllose Abenteuer, Meuterei, Treuebruch und Heldentum, Schlachten mit hohem Blutzoll – und schließlich der glückliche Einzug ins Land der Freiheit und des Friedens.

Meine Meinung:
Von „Unten am Fluss“ kennt man vor allem den Film, den viele mit seiner Brutalität in Verbindung bringen. Ob ich die Buchvorlage ohne die BBC-Liste jemals gelesen hätte - ich glaube nicht. Und was für ein grandioses Stück Weltliteratur wäre mir da bloss entgangen!

Obwohl ich das Buch nicht als unbedingt brutal empfunden habe, wird doch der Kampf ums Überleben geschildert. Die Kaninchen ziehen aus, um sich ein neues Leben aufzubauen. Dass das nicht so einfach ist, kann man sich als Leser denken.

"Unten am Fluss" gehört in jene Kategorie meiner Lieblingsbücher, die mich während des Lesens derart begeisterten und so enorm beeindruckt zurückliessen, dass ich es kaum schaffe, eine Rezension darüber zu schreiben. Solche Bücher gibt es selten, aber ich begegne ihnen immer öfter, je besser ich auch mich selbst kennenlerne. Ich muss versuchen, in Worte zu fassen, weshalb dieser Titel mich so ergriffen hat, doch wie kann ich das ausdrücken, ohne bloss Banalitäten aneinanderzureihen? Genau davor fürchte ich mich - die Geschichte zu banalisieren.

Dafür hat der Autor doch selbst gesagt: "It's a story about rabbits!" ("Es ist eine Geschichte über Kaninchen!")

Dennoch, oder vielleicht gerade deswegen, schafft es Adams, realere, tiefgründigere, komplexere Figuren zu schaffen, als manch anderer Autor mit seinen zweibeinigen Helden. Während des Lesens fühlte ich mich, als wäre ich mittendrin in der Geschichte, die Kaninchen wurden meine Freunde und ich litt und freute mich mit ihnen.

Ganz besonders gefiel mir, wie sehr sich Adams mit den Kaninchen und ihrer Welt beschäftigt hat. Sie haben ihre eigene Sprache und ihren eigenen Glauben, sie erzählen sich Geschichten, die immer wieder in die eigentliche Handlung eingeflochten werden. So kam es mir als Leser vor, als sei ich selbst ein Teil der Gruppe und würde den Geschichten lauschen, während draussen der Regen auf den Boden klopft.

Dieses Buch strahlt unheimlich viel Stimmung aus. Stets war ich mittendrin und wie bereits bei den Musketieren von Dumas geschildert, erging es mir auch bei "Unten am Fluss" so, dass ich an keiner Stelle auf die Idee kam, quer zu lesen. Ich wollte das ganze Buch in mich aufnehmen, aufsaugen, erleben. Oft stockte mir der Atem, da ich mich um die Kaninchen sorgte; an anderen Stellen ging mir das Herz auf, weil ihre Gemeinschaft so stark ist.

"Unten am Fluss" ist definitiv ein Jahreshighlight und gehört für mich ebenfalls in die Kategorie "Lieblingsbuch". Ehrlich gesagt hat mich dieser Titel in eine ziemliche Rezension-Krise gestürzt, da ich es einfach nicht schaffe, meine Begeisterung für dieses Buch in die richtigen Worte zu fassen. Auch dieser Text hier spiegelt kaum wieder, wie wohl ich mich in dieser Geschichte, umgeben von den tierischen Freunden gefühlt habe. Aber Gefühle sind nun einmal schwer in Worte zu fassen und "Unten am Fluss" ist ein sehr gefühlvolles Buch.


Richard Adams
Unten am Fluss
TB, 7. Auflage 2016
List

978-3-548-60806-8

Aus dem Englischen von Egon Strohm
Originalausgabe: Watership Down
Rex Collins, 1972

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