[Rezension] Amélie Nothomb - Eine heitere Wehmut

Inhalt:

Zurück nach Japan! Für einen Dokufilm über ihr Leben reist Amélie Nothomb nach 20 Jahren wieder nach Japan, um dort die Plätze ihrer Kindheit aufzusuchen. Es wird eine wehmütige Reise...

Meine Meinung:

 Amélie Nothomb erzählt ihre Geschichten kurz und knackig, hier sind es 124 Seiten, auf denen wir eine Reise in die Vergangenheit antreten. Wir treffen auf Nothombs Kinderfrau und den Verlobten aus Nothombs Werk "Der japanische Verlobte". Fukushima, ein Kindergarten, Tokyo.

Es dauerte für mich eine kleine Weile, bismich wirklich im Buch drin war, aber dann ergriff es mich wie bisher praktisch jedes Buch von Nothomb. Dabei ist "Eine heitere Wehmut" rein biographisch und verzichtet auf die ansonsten leicht mystischen Element.

Trotzdem schafft es die Autorin, unendlich viel Tiefe mit ihrem Text zu erzeugen. Jeder von uns hat diesen bestimmten Ort der Kindheit, an den er mit grosser Sehnsucht zurückdenkt, Personen von damals, die einem fehlen. Hier Nothombs bericht über eine Reise in ihre Kindheit und wie sie mit den Veränderungen seit damals umgeht.
"Um zu übersetzen, wie wehmütig ich an meine Kindheit im Kansai zurückdenke, verwendet die Dolmetscherin das Wort nostalgic statt natsukashii, das ich für eines der emblematischen Wörter des Japanischen halte.
Im Taxi (...) versuche ich das mit Corinne zu klären.
"Natsukashii bezeichnet die heitere Wehmut", antwortret sie, "den Moment, in dem eine schöne Erinnerung wieder auftaucht und einen erfreut. Ihr Gesicht unf Ihre Stimme dagegen verraten Kummer, es ist also eine traurige Wehmut, und dafür gibt es im Japanischen keinen Begriff."
Seite 70-71
 Das Buch ist sehr berührend in der Erforschung der eigenen Gefühle, man muss sich mit seiner Vergangenheit, seinen Entscheidungen auseinandersetzen, und das kann teilweise sehr schmerzhaft sein. Nothomb stellt sich dieser Herausfordrung und wächst daran. So macht sie uns Mut, uns selbst zu entdecken, den Lauf der Dinge und die Welt, auf der wir leben.

Es ist ein kurzes Werk, aber wer Amélie Nothomb kennt, der weiss, dass das so sein muss. Man lernt auch sehr viel über die japanische Kultur und das Leben in Japan, was dem Buch noch mehr Exotik und Intensivitöt verleiht.

Fazit:

Ein feinfühliges und tiefgründiges Buch über Themen, die uns alle bewegen. Auch für Japaninteressierte geeignet. Fans von Nothomb lernen ihre Lieblingsautorin besser kennen, ohne auf das zu verzichten, was Nothombs Bücher ausmacht.


Amélie Nothomb
Eine heitere Wehmut
HC, 2015
Diogenes

978-3-257-06926-6

Aus dem Französischen von Brigitte Grosse
Originalausgabe: La nostalgie heureuse
Albin Michel, Paris 2013

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