[Rezension] Catherine Fisher - Die vergessene Kammer

Inhalt:

Schon ihr ganzes Leben lang ist Sulis auf der Flucht. Auf der Flucht vor dem Mann, der ihre beste Freundin umgebracht hat.
Zac's Vater hat sein ganzes Vermögen verspielt, sodass Zac nun beim Genie Jonathan Forrest in die Lehre gehen muss. Forrest hat Ideen, die revolutionär sind und mit dem King's Circus möchte er ein Gebäude erbauen, das für die Ewigkeit gedacht ist.
Und dann ist da noch König Bladud...

Meine Meinung:

"Die vergessene Kammer" von Catherine Fisher wird teilweise dem Fantasy-Bereich zugeordnet, doch dies stimmt nur bedingt. Es gibt fantastische Elemente, aber im Zentrum der Geschichte steht ein eigenwilliges und wenig verbrauchtes Thema im Bereich Jugendbuch: Die Architektur.

Obwohl Zac und Sulis die Hauptpersonen sind, dreht sich doch alles um den King's Circus. Diese Häuserzeile an einer runden Strasse ist es, die die ganze Geschichte in Fahrt bringt und Zacs und Sulis Zeitebene miteinander verbindet.

Bladud, Zac und Sulis erzählen jeweils ihre Geschichten und fordern den Leser so heraus, Zusammenhänge zu finden, zu rätseln und Geheimnisse zu lüften. Von letzterem gibt es jede Menge, vor allem in Sulis' Kapiteln. Vieles wird aufgegriffen und angedeutet, schon dachte ich, dass die Autorin vieles unausgesprochen lässt und auf einen nächsten Band verschibt (ich schreibe aus Erfahrung).

Dem ist aber nicht so! "Die vergessene Kammer" ist wundervoll in sich abgeschlossen und bietet ein rundes Ende, das einige Überraschungen bietet. Die letzten Kapitel des Buches haben mir dementsprechend auch am besten gefallen.

Doch nicht nur mit dem Thema betritt Catherine Fisher neue Pfade. Als Beispiel möchte ich hier Zac anführen, der alles andere als sympathisch ist. Er ist ein ziemlicher Antiheld, nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht und verhält sich ganz und gar nicht normkonform. Aber er ist eine Hauptfigur. Mit Zac zeigt uns Fisher, dass nicht jeder Mensch einfach immer gut und mutig und heldenhaft ist. Ein Mensch hat Fehler, er kann egoistisch sein, uneinsichtig und zu sehr in der Vergangenheit verankert. Nein, Zac muss man nicht mögen, aber nur schon, dass er für das Buch so wichtig ist, finde ich grossartig. Es gefällt mir, wenn Autoren neue Wege gehen und es schaffen, für Überraschung zu sorgen.

Fishers Figuren entwickeln sich alle sehr stark, auch Zac. Sulis, die Anfangs noch unter ihren Panikattacken leidet, lernt, ihrer Angst ins Gesicht zu blicken. Eine wichtige Botschaft des Buches. Auf diese Art und Weise lernt der Leser, dass es gut ist, sich seiner Angst zu stellen. Daran wächst man und das merkt man auch Sulis an.

Die Sprache ist klar und schlicht gehalten, weswegen sich das Buch auch gut lesen lässt. Man stolpert kaum und doch schafft es Fisher, Tiefe herzustellen. Mein einziger Kritikpunkt ist, dass Sulis ihrem Mitarbeiter Josh zu schnell vertraut. Meiner Ansicht nach passt dies nicht so ganz zum Konzept "Vertraue keinem, verrate niemandem, wer du bist".

Fazit:

Ein Buch, das sich flüssig lesen lässt und einige neue Ideen in die Welt der Jugendliteratur bringt. Der Fokus auf den Bau des Gebäudes und seine Bedeutung über mehrere Zeitebenen hinweg ist gelungen aufgebaut und nach anfänglicher Skepsis las ich die Geschichte sehr gerne.

Meine Zweifel wurden zerstreut und Fisher beweist, dass sie eine gute Erzählerin ist. Vor allem die Charakterentwicklungen und die Wende zum Schluss sind sehr starke Pluspunkte die für "Die vergessene Kammer" sprechen.


Catherine Fisher
Die vergessene Kammer
TB, 2015
Blanvalet

978-3-442-26406-3

Aus dem Englischen von Wolfgang Thon
Originalausgabe: Crown of Acorns
Hodder Children's Books, 2010

Kommentare

  1. Ich habe das Buch auch kürzlich gelesen und es hat mir sehr gefallen. Zwar war ich anfangs etwas ungehalten, dass in einem vermeintlichen Fantasybuch jemand im Zug sitzt, insgesamt habe ich das Lesen jedoch nicht bereut.

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    1. Die ganze Aufmachung des Buches zielt auf Fantasy ab, was es jedoch einfach nicht stimmt. Schön, dass es dir dennoch gefallen hat :)

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  2. Hallo Jari,
    danke für die schöne und vor allem spoilerfreie Rezension :) Du machst mir auf jeden Fall Lust, das Buch zu lesen und ich freue mich schon besonders auf Zac, da ich Antihelden liebe :D Es klingt definitiv nach einer gelungenen Lektüre und YAY Einzelband!
    Liebe Grüße, KQ

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    1. Danke für deinen lieben Kommentar :) Ich hoffe, dass dir das Buch Freude bereiten wird. Mal sehen, was du zu Zac sagen wirst. In der LR, an der ich teilnahm, fanden ihn die meisten blöd. Ich dagegen fand ihn ziemlich erfrischend, eben genau weil er so ein *hust* Kotzbrocken *hust* ist ;)
      Und ja! Ein Einzelband - sowas sieht man ja heutzutage nur noch selten... ;)

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